Ausblick
Über die letzten Jahre hat sich klimatisch langsam ein neues Normal herausgebildet. Natürlich ist immer noch alles im Fluss, aber die Bauern beginnen auch in der Veränderung ein Muster zu erkennen. (Vielleicht ist das aber auch Einbildung, weil man einfach erwartet, weil man sich an die Extreme gewöhnt. Der Winter war wie gewohnt zu warm und zu trocken. Wir starteten extrem warm in den Frühling, was dann zu einer bereits bekannten, frostigen Zitterpartie führt. Heuer ging es ganz ohne Schäden, aber ganz knapp durch die Eisheiligen.
Darauf hin wurde der Frühling aber wieder kühler und feuchter. Das kühle und feuchte Wetter hielt dann sehr lange, bis Ende Juli an. Nach vielen Jahren kann man heuer die Arbeitstage im Weingarten über 30 Grad wohl wieder an 2 Händen abzählen und braucht nicht die Zehen dazu nehmen. Es ging also in einem gemächlichen Tempo durch die Arbeitsspitze im Juni und Juli. Sehr angenehm, kaum Sonnenbrand. Ein stabiler, warmer August brachte hervorragende Reifebedingungen. Besonders erwähnenswert die sehr kühlen Nächte in der zweiten Sommerhälfte. Diese führen zu besserer Aromen-Bildung und stabileren Säurewerten. Obwohl sich der Sommer relativ kühl angefühlt hat, war er doch im schnitt relativ warm. Was zu einer raschen Reife führte.
Wir stehen jetzt knapp vor Beginn der Lese. Früher wäre ein Lesestart in der ersten oder zweiten Septemberwoche noch undenkbar gewesen. Inzwischen ist es aber das neue Normal. Eine Lese die noch im meteorologischen Sommer statt findet bietet neue Herausforderungen. Durch die längeren und wärmeren Tage reifen die Trauben deutlich schneller. Da ist es deutlich kniffeliger den richtigen Lesezeitpunkt zu erwischen. Eine schonende Traubenverarbeitung ist essenziell, da in warmen Jahren auch mehr Bitterstoffe gebildet werden.
Wir müssen also sehr schnell Lesen, dabei aber punktgenau im richtigen Weingarten sein. Super schonend Verarbeiten und das möglichst kühl. Alles machbar, denn wir haben aber über die letzten Jahre sehr viel gelernt. Die Anpassung an das sich verändernde Klima ist für uns inzwischen normal. Es ist nicht einfach, aber wir rechnen damit. Der Weinjahrgang 2025 hat alle Zutaten um zu einem sehr guten Jahrgang zu werden. Man soll den Wein allerdings nicht vor der Lese loben.
Wir verbleiben hoch optimistisch und schwer motiviert!
1. September 2025
Die Ernte ist im Keller
Am 3. Oktober haben wir den letzten Lesetag der Ernte 2025 begangen. Die Lese kann im Nachhinein als sehr erfolgreich bezeichnet werden. Im Vorfeld fiel auf, dass die zu erwartenden Erntemengen überaus groß sein würden. Das bedeutet, dass die Rebe deutlich mehr Sonne und Wärme braucht um eine große Menge reif zu bekommen. Durch den Klimawandel war das aber in ähnlich ertragsstarken Jahren der jüngeren Vergangenheit eigentlich nie ein Problem (zb. 2018). Da wir in unseren Anlagen sehr behutsam vorgehen und Rebvitatlität über Erntemenge stellen, gingen wir zwar mit einem etwas größeren Ernte aber nicht mit einer Riesigen in die Lese. Dadurch haben wir auch im Vergleich zu vielen Kollegen recht zeitig begonnen, sicher eine Woche früher als die meisten unserer Nachbarn. Wir mussten durch die relativ gesehen etwas kleinere Ernte nicht so lange auf die physiologische Reife warten und hatten auch schon früher ausreichend Zucker.
Der frühe Start in die Lese ermöglichte es uns viele Weingärten durchzulesen, allen voran die Roten Veltliner, Neuburger und Riesling Anlagen. Der bald darauffolgende Wetterumschwung in der zweiten Lesewoche zeigte uns, dass das Durchlesen heuer so wichtig wie schon lange nicht mehr war. Während bei den genannten Sorten in der Umgebung große Fäulnisinfektionen ausbrachen, zeigten sich unsere durchgelesenen Anlagen überaus resilient und blieben bis zum Ende der Lese gesund. Der Wetterumschwung stellte sich als hartnäckig heraus und der Großteil der Lese lief während unstabiler, feuchter und kühler Bedingungen ab. Öfter wurden wir vom Regen eiskalt erwischt. Der kleine Holzofen in unserem Kellerstüberl sorgte beim Team für Abhilfe und schnelles trocknen. Das kühle Wetter sorgte dann für ein sehr langsames Reifen. Man konnte wirklich jeden Weingarten genau zum richtigen Zeitpunkt lesen. Zeitstress hatten wir heuer keinen.
Den Abschluss machten heuer der Riesling Ried Wieland 1ötw und der Grüner Veltliner Ried Spiegel 1ötw. Der Kontrast zwischen den Mosten der Durchlesen vom Anfang der Lese und der Moste der finalen Schnitte ist sehr groß. Das frühgelesen ist unglaublich straff, sehr säurebetont, sehr präzise. Die späte Ernte sehr reif, extrem dicht mit sehr viel Substanz. Im Verschnitt werden sie das ganze Spektrum ihres Terroirs gut ausspielen können.
Momentan läuft aber bei den meisten Weinen noch die Gärung. Durch unsere Präferenz zur spontanen Gärung mit Naturhefen dauert es oftmals etwas länger. Daher ist ein abschließendes Urteil momentan noch nicht möglich. Unser Bauchgefühl sagt, dass es ein hervorragender Jahrgang ist.
